HS: ‚Being Foreign in the Master’s House‘ – Black und Chicana Feminisms in den USA in den 1970ern
In den 1970er Jahren kam eine neue Dynamik in einige Bewegungen in den USA, wie die Bürgerrechtsbewegung, die Antikriegsbewegung, die Ökobewegung und auch die Frauenbewegung. Insbesondere diese bekam neuen Aufschwung sowohl bezüglich des politischen Aktivismus als auch hinsichtlich der theoretischen Reflektion – was heute mit der 2. Welle des Feminismus bezeichnet wird.
Die Bezeichnung als Welle erfasst aber begrifflich nicht umfassend die Auseinandersetzungen um Gender und Race, wie sie sich durch das Aufkommen des black feminism und chicana feminism ausdrückte.
Diese Auseinandersetzungen erschöpften sich keineswegs ausschließlich in der Kritik am sogenannten weißen Feminismus, sondern sollten als Versuch verstanden werden, die politischen Bestrebungen und individuellen Erfahrungen von schwarzen Frauen und Frauen hispanischer Herkunft in den USA in spezifischer politischer Organisation und Theoriebildung sowie spezifischem politischem Aktivismus zu formieren und ihnen Ausdruck zu verleihen.
Man spricht in der Literatur auch von einer „interstitional politics“ dieser besonderen Ausdrucksform, die sich zwischen den Zielen und Programmen des Civil Rights Movement und des Women’s Movement herausbildete.
Von einer einheitlichen Bewegung kann dabei in beiden Fällen aber keine Rede sein, insofern sich über die weiteren Differenzierungsmerkmale verschiedener sozialer Herkunft, aber auch von Religion sowie von sexueller Orientierung eine komplexe Matrix ergab, die beinahe zwangsläufig auch Unvereinbarkeiten der verschiedenen Richtungen und Positionen innerhalb der Bewegungen erzeugte.
Wir wollen uns im Seminar diesem komplexen Thema der Bewegung des black feminism und chicana feminism annähern, indem wir verschiedene Positionen innerhalb der Bewegungen untersuchen, um Gemeinsamkeiten, aber auch grundlegende Differenzen herauszuarbeiten. Dazu werden wir mit Quellen bspw. von der Third World Women’s Alliance, der National Alliance of Black Feminists und dem Combahee River Collective arbeiten. Wir werden uns Texte, Pamphlete, Reden, aber auch Gedichte von zentralen Vertreterinnen der Bewegungen ansehen, wie bspw. von Barbara Smith, Angela Davies, Michelle Wallace, Audre Lorde, Cherríe Anzaldúa, Ton Morrison, Lorraine Bethel und bell hooks. Um aber einen umfassenderen Überblick über das Phänomen zu bekommen, werden wir zudem einen Blick in andere Quellen werfen: einmal populäre Zeitschriften, wie Black Scholar und Ebony, aber auch TV-Serien, wie bspw. That’s My Mama, Maude, Good Times und Blaxploitation-Filme, wie bspw. die Cleopatra Jones-Reihe, um zu sehen, mit welchen soziokulturellen Widerständen, Stereotypen, Vorurteilen, aber auch Elementen des Empowerments aus den eigenen communities heraus sowie in der breiteren Kultur diese feministischen Bewegungen in den 1970er Jahren konfrontiert waren.