Lehre WS 2011/12

Übung: Die Lust am Verrat – social networks und Affekt

Social networks im Internet mobilisieren Menschen weltweit. Dort scheint gemeinschaftliches Erleben unter Unbekannten garantiert, sogar über das Netz hinaus in „der Realität“. Das Internet wälzt um, wie wir mit einander umgehen, kommunizieren. Übers Internet konstituiert sich zudem Identität spezifisch. Millionen Menschen geben dort tagtäglich preis, was sie denken, fühlen, was sie gerne tun, wie sie aussehen, wen sie lieben. Oder aber, was sie nicht mögen, wen sie hassen. Dies alles ungeniert und für andere User zugänglich, die wir unsere Freunde nennen oder Feinde. Das Offenherzige macht uns angreifbar. Meist können wir Ausmaß und Inhalt der Informationen nicht kontrollieren. In den networks zirkulieren sie nahezu frei, ob nun wahr oder erfunden. Verleumdung und Verrat grassieren so stark, dass sich sogar Jugendliche aus Scham und Verzweiflung umbringen. Eine Diagnose von social networks, die dafür die Schuld im„Internet“ sucht, greift in medienanalytischer Hinsicht natürlich zu kurz. Wir befassen uns in der Übung einmal speziell mit den Kommunikations- und Repräsentationsapekten des Verrats in social networks anhand von Beispielen. Wir überlegen dabei, was das Medium als Medium charakterisiert, dass Menschen gerade hierüber verraten und welche Strategien hierzu zählen. Wir untersuchen weiters mit medienwissenschaftlichen Werkzeugen, warum sich Menschen von Aussagen, Bildern im Internet besonders in ihrem „realen“ Leben so drastisch beeinflussen lassen. Warum kann man hierbei keine klare Trennung zwischen virtueller Welt im Netz und Alltagsrealität jenseits des Computermonitors ziehen? Welches Verhältnis haben wir zum Netz im doppelten Sinn? Warum nur ist es uns ein solches Vergnügen, andere gerade im Netz zu verraten? Und kann man den Verrat verraten?

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