Hauptseminar Film nach dem Film – Digitaler Film, Postkinematografisches Kino
„Die Story war langweilig, aber die Effekte waren grandios!“ Regelmäßig hört man diesen Satz noch von Kinogängern, die gerade einen Hollywood-Blockbuster gesehen haben. Lev Manovich klagte bereits 2001, dass die technischen Entwicklungen in der digitalen Bewegtbildproduktion kein Ende finden würden, nicht jedenfalls, bis der Algorithmus gefunden sei, um das perfekte Bild zu produzieren. So lange, meint Manovich, würden wir immer nur von den Effekten sprechen, so lange ermöglichten digitale Technologien keine neuen kinematografischen Sprachen.
Und dennoch, seit dem systematischen Einsatz von computergenerierten Sequenzen in Tron (1982) haben sich das Medium Film und der Ort Kino deutlich gewandelt. Im Seminar interessieren wir uns jedoch weniger dafür, wie Film als Bewegtbild auf andere Leinwände ausgewandert, portabel geworden ist, anders produziert, gespeichert und vertrieben wird. Vielmehr wollen wir untersuchen, wie sich die „Natur“ des analogen Filmbildes durch digitale Technologien verändert hat. Digitale Techniken besitzen ihre eigene Logik, ihre eigene Charakteristik. Was macht also die Merkmale des computergenerierten Filmbildes aus? Welche anderen Sichtweisen, Perspektiven ziehen damit in die Repräsentation ein? Welche neuen Raumzeitverhältnisse sind dafür spezifisch, und welche Zuschauer- bzw. Subjektpositionen werden produziert? Dabei wollen wir Filme untersuchen, die ganz dezidiert die digitalen Technologien zur Schau stellen, wie Eternal Sunset of a Spotless Mind, Avatar, Inception, Hudsucker bpsw. Wir werden aber auch Filme untersuchen, die mit den Prinzipien des Digitalen arbeiten, ohne die Techniken zu verwenden, wie Being John Malcovich, Caché, bspw.
Wir werden uns hierfür theoretische Unterstützung von Garrett Stewart, Sean Cubitt und Lev Manovich holen (Texte in Englisch).