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13. & 14. April 2018 „‚We are compost, not posthuman‘ – Queer-feministische Kompostierungen des Anthropozän“

Organisation: Department Erziehungs- und Sozialwissenschaften und Institut für Medienkul­tur und Theater, Universität zu Köln; Institut für Medien- und Kulturwissenschaft, Heinrich-Heine-Univer­sität Düsseldorf in Kooperation mit der Graduiertenschule der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln

Mit dem Anthropozän wird aktuell das geologische Zeitalter der Erde bezeichnet, das vom Einfluss ‚des Menschen‘ eindeutig gezeichnet ist. Gemeint sind damit nicht nur der massive Verbrauch von Rohstoffen, sondern auch die Zunahme von Naturkatastrophen, das Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten durch Umweltverschmutzung und Klimawandel. Geschieht nichts, so Dipesh Chakrabarty, müssen wir zum ersten Mal in der Humangeschichte über eine Zukunft ohne Menschen spekulieren. Im Zusammenhang dieses „Horrors des Anthropozän“ (Donna Haraway 2015) möchten wir fragen, wer oder was in der Verantwortung steht und was zu tun ist. Die Regierungen oder guardians (Isabelle Stengers 2015) des globalen Nordens geben vor, die Katastrophe mit genau den Mitteln abwenden zu können, die sie hervorgebracht haben: den Epistemologien der Objektivität und des Fortschritts, der Modernisierung und des Wachstums. Der Übergang vom Anthropozän zu dem von Donna Haraway so genannten ‚Chthulucene‘, dem Zeitalter der ‚earthly critters‘, markiert eine Verschiebung weg von dieser Art des Wissens, hin zu einer anderen, relationalen Ontologie – die wir hier als queer-feministische Kompostierung des Anthropozäns bezeichnen möchten. Dabei geht es nicht um die Handlungsfähigkeit eines menschlichen Subjekts, das einer Welt von Objekten gegenübersteht, vielleicht auch für sie verantwortlich ist, sondern um die fundamentale Relationalität der Welt selbst, deren Teil wir auf je spezifische Weise sind. Für diese andere Ontologie benötigen wir ein Denken der diffraktiven Verschränktheit jedes Eigenen mit der unverfügbaren Alterität der Welt. Haraway nennt dies tentakuläres, nichtindividuelles, vielzähliges, partiales Denken (Haraway 2016).

Im Workshop behandeln wir Gesten der Diffraktion natur-, sozial- und kulturwissenschaftli­chen Wissens jenseits von menschlichem Exzeptionalismus und dem Dualismus von Indivi­duum und Umwelt. Im Zusammenhang einer solchen queer-feministischen Öffnung diszipli­nären Wissens möchten wir die Ansätze von Astrid Schrader, Martha Kenney und Henriette Gunkel diskutieren, um Arten und Weisen des Intra-Agierens (Karen Barad) von nicht/huma­nen Akteur*innen, des gemeinsamen Werdens oder des Weltens-mit, gedanklich zu konkreti­sieren und dabei Handlungsmöglichkeiten zu multiplizieren.

Ort:
Universität zu Köln
Humanwissenschaftliche Fakultät
Hörsaal H 112, IBW-Gebäude, Herbert-Lewin-Str. 2, 50931 Köln und
Raum 0.105, HF-Hauptgebäude, EG, Gronewaldstraße 2, 50931 Köln

Anmeldung:
Bitte melden Sie sich bis zum 29.03.2018 per E-Mail zu der Veranstaltung an unter Graduier­tenschule-HF@uni-koeln.de

Bei der Anmeldung erhalten Sie die Textgrundlage zur verbindlichen vorbereitenden Lektüre.

Programm:

Freitag 13. April 2018

14:00-14:30       Begrüßung/Eröffnung (Hörsaal H 112, IBW-Gebäude)

14:30-15:30       Vortrag Astrid Schrader:
„Caring with Microbes: Bio-hauntings and Abyssal Relations“ (Hörsaal H 112)

15:30-16:00       kurze Pause

16:00-19:00       Workshop Teil 1 mit Astrid Schrader (Raum 0.105, HF-Hauptgebäude, EG)

ab 20:00            gemeinsames Abendessen auf eigene Kosten

Samstag 14. April 2018 (Raum 0.105, HF-Hauptgebäude, EG)

09:30-10:15       Vortrag Henriette Gunkel:
„The Sea is History, and the Future too: The Capitalocene in the context of the Black Atlantic“

10:15-10:30       kurze Pause

10:30-13:30       Workshop Teil 2 mit Henriette Gunkel

13:30-14:30       Mittagspause

14:30-15:15       Vortrag Martha Kenney:
„Daphnia and Apollo: An Epigenetic Fable“

15:15-15:30       kurze Pause

15:30-18:30       Workshop Teil 3 mit Martha Kenney

ab 19:00            gemeinsames Abendessen auf eigene Kosten

Information zu den Vortragenden:

Astrid Schrader, Dr. ist Lecturer am Department für Sociology, Philosophy and Anthropo­logy an der University of Exeter (UK) und war zuvor u.a. am Institut für History of Conscious­ness, University of California in Santa Cruz tätig. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Sci­ence and Technology Studies, Human-Animal Studies sowie Feministischen und Poststruk­turalistischen Theorien. http://socialsciences.exeter.ac.uk/sociology/staff/schrader/

Henriette Gunkel, Dr. ist Lecturer am Department of Visual Culture am Goldsmiths College London (UK) und hatte zuvor verschiedene Stationen in Deutschland, USA, Südafrika und Großbritannien. Sie arbeitet aktuell an einer Monographie zu „Africanist Science Fictional in­terventions“ und befasst sich mit alternativen Raumzeitlichkeiten aus der Perspektive des Afrofuturism. http://www.gold.ac.uk/visual-cultures/staff/gunkel-henriette/

Martha Kenney, Dr. ist Assistant Professor am Department of Women and Gender Studies an der San Francisco State University und war zuvor am Institut für History of Con­sciousness, University of California in Santa Cruz. Sie forscht an der Schnittstelle von Wissenspolitiken, Technologie, Medizin und Umwelt und aktuell zu Umweltepigenetik. http://wgsdept.sfsu.edu/people/martha-kenney